Mein Elevator Pitch für Art of Hosting

Immer wieder fragen mich Menschen, was Art of Hosting eigentlich ist. Das passiert häufig in einem Gespräch zwischen Tür und Angel, das heisst, es ist nicht viel Zeit, darauf wirklich umfassend einzugehen. Ich bin mit meiner Antwort dann häufig nicht zufrieden, da ich den Eindruck habe, Art of Hosting nicht angemessen dargestellt zu haben. Aus diesem Grund habe ich mir überlegt, wie man es kurz und bündig und doch mit den wesentlichen Aussagen darstellen kann.

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Der Elevator Pitch

Stell dir vor, du hast eine geniale Idee für ein Projekt und du möchtest gerne jemanden dafür begeistern, der dir weiterhelfen kann. Zum Beispiel deinen Chef, der dich dann mit dem Projekt beauftragt. Du stehst morgens im Aufzug, der dich hoch ins Büro bringt. Kurz bevor die Tür schliesst, steigt dein Chef noch zu. Ihr müsst in den 6.Stock. Du hast jetzt ungefähr zwei Minuten Zeit, deinen Chef anzusprechen und ihn von deinem Projekt zu begeistern, so dass er dann aussteigt und sagt: “Machen sie mir mal einen Vorschlag und schicken mir eine e-Mail”.

Das ist die Idee des Elevator Pitch. Wie schaffe ich es, ein Projekt oder eine Idee innerhalb von zwei Minuten so rüberzubringen, dass der andere begeistert davon ist und mehr wissen möchte? Auch wenn wir im Art of Hosting normalerweise nicht dieses Businessgebaren (des Pitchens) haben, so denke ich doch, dass der Elevator Pitch eine gute Idee ist, sich Gedanken zu machen, was sind die zentralen Aussagen sind, die mir wichtig sind. Und wie begeistere ich mein Gegenüber, so dass er/sie mehr erfahren möchte.

Erster Entwurf eines Elevator Pitch

Nätürlich gibt es für Art of Hosting nicht DEN Elevator Pitch. Art of Hosting ist so vielfältig und wird auf so unterschiedliche Weise gelebt, dass es nur einen persönlichen Pitch geben kann. Ich habe schon 2013 versucht, für mich einen zu finden, bin aber immer wieder gescheitert. Doch jetzt hilft mir dieser Artikel, den ich schon lange schreiben wollte, es nun wirklich zu tun.

Auf die Frage in der AoH-Community “Was ist für dich Art of Hosting?”, bekomme ich unterschiedlichste Antworten. Der Anfang ist jedoch meist ähnlich.

Art of Hosting ist die Kunst, ein Gastgeber für gute/tiefergehende/wertvolle Gespräche zu sein. Das kommt aus dem englischen Titel Art of Hosting – conversations that matter. Wörtlich übersetzt: Kunst des Gastgebens – Gespräche, die von Bedeutung sind. Den Titel unseres Blogs haben wir in Anlehung daran auch Die Gastgeber für Gespräche, die uns weiterbringen gewählt.

Mein erster Ansatz für einen Elevator Pitch war dieser:

“Art of Hosting ist die Kunst, ein Gastgeber für wertvolle Gespräche zu sein. Es ist ein Haltung mit der selbstorganisierte Veränderungsprozesse gestaltet werden. Es ist mehr als Facilitation, Moderation oder die Anwendung von Methoden. Es ist ein Weg, um Co-Kreation, Selbstorganisation und kollektive Intelligenz in einer Gruppe zu fördern, der auf dem Paradigmenwechsel beruht, Gemeinschaften als lebendige Systeme zu betrachten, so dass in einem partizipativen Prozess innovative Lösungen aus der Gemeinschaft heraus gefunden werden, die umfassender sind und eine breitere Unterstützung haben, als solche, die mit herkömmlichen Methoden gefunden werden können.

Dabei verwendet Art of Hosting bekannte, partizipative Methoden wie Open Space, World Cafe und weitere, um die Intelligenz und Energie einer Community zu nutzen, damit diese ihre Probleme lösen kann.

Im Art of Hosting ist es erwünscht, die Diversität im Raum zu haben und alle Stimmen zu hören, so kann daraus in einem begleitetem Prozess Innovatives entstehen. Dabei sind Offenheit, Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit der Beteiligten zentrale Anliegen des Hostens.

Innovation entsteht an der Grenze zwischen Ordnung und Chaos und die Kunst des Gastgebens besteht darin, einer Gruppe zu ermöglichen, so viel Chaos wie möglich zu erleben, in dem so viel Ordnung wie nötig gewahrt wird.

Hinter dem Ansatz stehen neueste Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften, aus der System- und der Spieltheorie und aus dem systemischen Denken.

Da die Ernte (Art of Harvesting) ein wesentlicher Teil des Art of Hosting ist, fokussiert man sich von Beginn schon darauf, wie Ergebnisse ausschauen könnten und wie im Prozess des kollektiven Lernens die Lösungen dann entwickelt werden.

Art of Hosting kann neben dem Prozessdesign von einzelnen Veranstaltungen auch dazu verwendet werden, ganze Veränderungsprozesse von Organisationen zu entwerfen und begleiten.”

Das war eine Zusammenfassung wesentlicher Dinge, die mir im Art of Hosting wichtig sind. Natürlich nicht alle, da es viel zu viel gibt, was alles in einen solchen Pitch einzubauen wäre. Doch zufrieden war ich damit noch nicht. Ich hatte zwar das Wesentliche gesagt, doch hab ich damit mein Gegenüber angesprochen? Wohl eher nicht. Eher war es möglich, dass mein Gegenüber anfängt, in Gedanken Bullshit Bingo zu spielen. Und abgesehen davon, würde ich so wirklich sprechen? Habe ich das Interesse beim Gegenüber geweckt?

Ein anderer Ansatz

Also noch ein weiterer Ansatz, in dem ich mehr versuche, mir das Interesse meines Gegenübers bewusst zu machen:

“Art of Hosting wird mit ‘die Kunst, ein Gastgeber für wertvolle Gespräche zu sein’ übersetzt. Dabei geht es darum, mit einer Gruppe beliebiger Größe zu arbeiten und diese zu unterstützen, dass sie die ihr inneliegende Weisheit nutzen kann, um selbstorganisiert zu nachhaltigen Lösungen zu kommen.

Es werden dabei partizipative Methoden, wie unter anderen World Cafe und Open Space angewendet, doch es geht hauptsächlich um die Haltung, mit der die Methoden angewendet werden und wie man den Menschen im Raum begegnet.

Viele haben schon mehr oder weniger gute World Cafes und Open Spaces erlebt.  Um wirklich Co-Kreation, Selbstorganisation und kollektive Intelligenz zu ermöglichen, bedarf es einer offenen, annehmenden Haltung. Dabei ist es wichtig einen sicheren Raum zu schaffen, wo Fehler erlaubt sind und so etwas Innovatives entstehen kann.

Art of Hosting basiert dabei auf den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften, der System- und Spieltheorie und des systemischen Denkens. Es kann sowohl für das Prozessdesign einer Veranstaltung als auch für die Begleitung ganzer Veränderungsprozessen genutzt werden.

Es existiert eine weltweite Community mit Praktizierenden, die gemeinsam das Wissen auf Open Source Basis offen teilen und immer weiterentwickeln.”

Und um einen Elevator Pitch gut abzuschliessen ist es gut, mit einer einer Frage oder Aufforderung zu enden. Eine Möglichkeit wäre:

Haben sie schon mal so eine gelungene Veranstaltung erlebt, die die ganze Gruppe begeistert hat und zu effektiven Ergebnissen gekommen ist?

Spricht dich dieser Pitch an? Oder doch der erste? Was wäre dein Elevator Pitch zu Art of Hosting?

Ich lade dich ein, mit mir in ein Gespräch zu kommen.

Thomas